Política perennis
Angelehnt an der Philosophia perennis, glaube ich, dass allen politischen Strömungen der gleiche Geist innewohnt. Dadurch, dass Politik nur in und durch einen Staat funktionieren kann und außerhalb davon weder Bestand hat noch Bedarf dafür besteht, ist der Staat alles, worauf sich eine politische Bewegung fokussieren wird und kann. Das System, in dem diese Bewegung aber stattfindet, ist alles, was ihre Anhänger kennen seit sie auf der Welt sind. So wird niemals das System an sich hinterfragt, sondern nur einzelne Facetten.
Ob es eine Feministin ist, die gegen das Patriarchat ist oder ein Sozialist, der gegen den Kapitalismus ist oder ein Faschist, der gegen den Parlamentarismus ist, sie alle sind gegen den Staat, ohne es zu merken. Die Wunschvorstellung, der diese Leute anhängen, wird niemals erreicht werden und es wird immer eine Unzufriedenheit gegenüber dem System geben, solange er existiert, da das Problem nicht diese einzelnen Facetten sind, sondern das System an sich.
Der Staat, der in seinem eigenen Interesse handelt und die Menschen und Institutionen in ihm nutzt, um selbst weiter fortzubestehen, wird so einen starken Einfluss auf sie ausüben, dass er ihnen sogar so gut wie es geht das freie Denken abklemmen wird. So werden sie beim Suchen nach Lösungen für die Probleme in der Welt es noch nicht einmal in Erwägung ziehen, über die Optionen nachzudenken, die ohne den Staat auskommen. Selbst wenn es darum geht, eine bessere Welt zu schaffen, wird die wahre Frage immer lauten: "Wie können wir einen besseren Staat schaffen?". Und jeder Lösungsansatz wird darum gehen den Staat noch mächtiger zu machen; entweder direkt über eine stärkere Regierung oder indirekt über mehr Vernetzung und einer stärkeren Wirtschaft.
Der moderne Staat von heute – den ich oft auch synonym mit System verwende – hat ihre Anfänge in den ersten kleinen Gemeinschaften und Stadtstaaten. Weiter entwickelte er sich über Nationalstaaten bis zu den heutigen globalen Staatenbündnissen. Das ist eine natürliche Evolution, die er durchzogen hat und lässt sich vergleichen mit den ersten Einzellern, die sich zu komplexen Säugetieren entwickelt haben. Nur sind im Fall von Staaten wir Menschen die Zellen und unsere Gemeinschaften die Organe für ihn. Die verschiedenen Entwicklungsstufen treten für uns immer anders in Erscheinung und so wird für unbedarfte Beobachter der Eindruck entstehen, als ob sie voneinander abgetrennte und unabhängige Systeme sind und als ob die verschiedenen politischen Richtungen andere Vorstellungen und Feindbilder haben. Den Begriff der Política perennis habe ich ausgedacht, um zu verdeutlichen, dass genau das nicht der Fall ist; dass hinter allen politischen Denkrichtungen der gleiche Geist steckt – das Konzept des Staates – und dass er solange bestehen bleiben wird, solange es auch Staaten gibt.