Schreiben
Wenn ich eine Sache im Hinblick auf das Jahr nicht bereue, dann ist es, dass ich angefangen habe hier zu schreiben. Die Absicht hatte ich schon viel länger und hätte am liebsten auch viel früher damit anfangen sollen. Denn:
(a) einige der Dinge, die ich in Posts behandelt habe, schwirrten mir schon viele Jahre im Kopf herum und die Ideen und Analogien bin ich immer und immer wieder durchgegangen, aber erst als ich sie aufgeschrieben habe, haben sie aufgehört mir im Kopf herumzugeistern. Ich weiß nicht woran es liegt, vielleicht war es ein automatischer Mechanismus meines Gehirns, bestimmte Gedanken in regelmäßigen Abständen zu wiederholen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Wenn man sie aber einmal festgehalten hat, ist es so, als ob man sich nun von ihnen lösen und sich anderen Dingen widmen kann.
(b) Schreiben hilft beim Denken. Nicht nur kann man gefühlt schneller denken, sondern auch tiefer in die jeweilige Materie eindringen. Wenn man es noch nie probiert hat, wirkt es vielleicht unglaubwürdig, aber im Nachhinein ist es logisch. Denn schriftliches Rechnen funktioniert ja mit Stift und Papier auch schneller und fehlerfreier als reines Kopfrechnen, wieso sollte es also mit der geistigen Aktivität in anderen Bereichen anders sein?
(c) Die Zeit vergeht gefühlt langsamer. Vor allem, wenn man sich einen so schnellen Überblick über alle bisherigen Posts mit dem jeweiligen Datum machen kann, wie bei mir auf der Übersichtsseite. Selbst Posts, die nur ein paar Monate her sind, kommen mir manchmal so vor, als wären sie viel früher verfasst worden, weil man sich noch erinnern kann, was das für ein Tag war und wo man genau saß, als man es geschrieben hat und dann weiß, was seitdem alles passiert ist. Dann merkt man, dass das Leben eigentlich ereignisreicher ist, als es den Anschein hat, wenn man mittendrin ist. Auch wenn man einen ganz normalen Job hat und der Alltag sich von Tag zu Tag nicht großartig unterscheidet, sodass im Rückblick das Jahr wie im Flug verging, dienen die Posts als Ankerpunkte und ziehen die Zeitlinie, die die Erinnerung einfach zusammengeknüllt hat, wieder auseinander und bieten ein realistischeres Bild.