Zivilisatorische Medizin
Mir ist vor längerem schon aufgefallen, dass Dinge, die für uns selbstverständlich sind, aber außerhalb von (modernen) Zivilisationen keinen Bestand haben, nichts weiter sind als Medizin.
Immer wenn man körperliche Beschwerden hat und zum Arzt geht, dann nur, weil man entweder etwas getan oder etwas ausgesetzt war, das schlecht für uns ist. Wenn man beispielsweise zu viel industriell hergestellte Nahrung zu sich nimmt, für die der Körper ganz offensichtlich nicht ausgelegt ist, nimmt er Schaden und Medizin ist dann eine Kompensation dafür, d.h. du musst etwas unnatürliches und menschengemachtes zu dir nehmen, das Nebenwirkungen hat, weil du dich selbst einer unnatürlichen und menschengemachten Sache ausgesetzt hast.
Wenn wir in unnatürlichen, menschengemachten Strukturen wie Großstädten leben, unnatürliche Beziehungen führen, unnatürlicher Strahlung ausgesetzt sind usw., entstehen nicht nur die üblichen zivilisatorischen und psychischen Krankheiten, sondern auch eine Entfremdung von der Natur. Die Folge daraus ist, dass wir völlig natürliche Dinge fürchten, wie den Tod. Während Menschen, die sehr naturnah lebten, ganz anders über den Tod, über das Leben und über andere Menschen nachgedacht haben. Sie hatten einen ganz anderen Bezug zu ihrem Stamm und allein die Vorstellung, dass wir Gesetze brauchen, um unser Zwischenleben zu regeln, wäre für sie völlig absurd gewesen. Politik und Religion sind demnach nicht umsonst mit Zivilisationen eng gekoppelt, denn sie sind nichts weiter als Medizin. Während Politik und Gesetz ein Medikament zur Kontrolle ist, ist Religion nichts weiter als ein wohl getarnter Bewältigungsmechanismus. Wir leben auf eine Weise, wie wir es nicht sollten, da wir nicht dafür ausgerichtet sind und erleiden so Schäden, die wir mit Politik und Religion als unsere Medizin heilen wollen, trotz der vielen Nebenwirkungen.